Titelbild - Musk trifft Marx

Musk trifft Marx

Wenn die Tech-Bros mit Marx flirten, sollte man nicht wegschauen – auch wenn es sich falsch anfühlt.

«Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle – bezahlt vom Staat? Klar, und am besten noch mit jährlichem Gratisurlaub auf Kuba!», gluckst Onkel Hubertus, während ihm vor Lachen das Monokel ins Champagnerglas fällt. Für ihn ist die Sache klar: eine sozialistische Spinnerei.

Als er erfährt, dass ausgerechnet Musk, Altman und Zuckerberg das Unterfangen unterstützen, beginnt er unbeholfen, mit seinen Fingern das Monokel aus dem Glas zu stochern. Er versteht die Welt nicht mehr. Wie konnten seine Helden zum Sozialismus konvertieren?

Der seltsame Flirt zwischen Silicon-Valley-CEOs und Marx hat allerdings (ironischerweise) weniger mit Gesinnung zu tun als mit der Vision einer Wirtschaft, in der immer weniger Menschen gebraucht werden.

Was eine solche Welt für deine (und Onkel Hubertus’) Investitionen bedeuten würde? Diesem etwas philosophischen Gedanken gehen wir in unserem neuesten Marktbericht nach.

Wenn Kapital zu arbeiten beginnt

Ökonomisch betrachtet braucht jede Volkswirtschaft mindestens zwei Dinge, um Wert zu schaffen: Arbeit und Kapital – die sogenannten Produktionsfaktoren. Arbeit steht für menschliche Leistung, Kapital für Maschinen, Software und Anlagen. Lange war Arbeit der wichtigste Hebel – doch das beginnt sich zu ändern:

Stell dir vor, Investitionen in Technologie führen dazu, dass immer mehr Arbeit von Maschinen erledigt wird – effizient, kostengünstig und skalierbar. Was früher Handarbeit war, übernehmen heute Algorithmen, Softwarelösungen und automatisierte Prozesse; das Kapital beginnt zu arbeiten.

Die Folge: Die Kapitalproduktivität steigt rasant. Der Kapitalfaktor – also das, was investiert wird, etwa in Maschinen oder Software – wirft immer mehr Output (und damit Renditen) ab. Gleichzeitig wird menschliche Arbeit ersetzt – der Arbeitsfaktor verliert an Wert. Das heisst: Wer Kapital besitzt, profitiert immer stärker. Wer «nur» seine Arbeitskraft anbieten kann, gerät ins Hintertreffen.

Infografik - Productivity-Pay-Gap

Dass es sich dabei um mehr als ein sozialistisches Schreckgespenst handeln könnte, unterstützen Studien zum sogenannten Productivity-Pay-Gap: Noch bis in die 70er-Jahre wuchsen beispielsweise in den USA die Löhne mehr oder weniger im Gleichschritt mit der gesamtwirtschaftlichen Produktivität. Mit der beginnenden Digitalisierung änderte sich das. In den USA stieg die Gesamtproduktivität von 1975 bis heute beispielsweise um 95 Prozent. Die Löhne legten im gleichen Zeitraum nur um 35 Prozent zu. Die Produktivität wuchs damit rund dreimal so stark wie der durchschnittliche Lohn. Oder in anderen Worten: Der zusätzliche Wohlstand floss seit den 70er-Jahren vermehrt zurück zum Kapital – zulasten des Arbeitsfaktors.

Die Entwicklung ist also nicht neu. Aber sie beschleunigt sich durch den technologischen Fortschritt der vergangenen Jahre: Chatbots, Automatisierung, Robotik und Datenanalyse verdrängen klassische Berufsbilder – vom Kassierer bis zur Buchhalterin, vom Texter bis zur Diagnostikerin. Kapital ersetzt Arbeit. Immer schneller.

Früher stieg die Produktivität, weil Menschen immer bessere Werkzeuge zur Verfügung hatten. Heute steigt sie, weil menschliche durch künstliche Intelligenz ersetzt wird.

Zinseszins im Quadrat

Die gute Nachricht: Die technologische Entwicklung steigert die Gesamtproduktivität – und damit den weltweiten Wohlstand. Die Wirtschaft kann mehr Güter und Dienstleistungen mit weniger Aufwand produzieren. Der Kuchen wird grösser.

Die schlechte Nachricht: Die Verteilung des Wohlstands verändert sich fundamental. Immer mehr vom zusätzlichen Ertrag fliesst nicht an jene, die arbeiten, sondern an jene mit Kapital: Wer ein Unternehmen automatisiert, steigert seine Marge. Wer hingegen vom Verkauf seiner Zeit lebt, sieht sich zunehmend unter Druck. Dazu kommt: Dieser Effekt kann sich selbst verstärken. Kapital generiert Kapital. Immer schneller. Zinseszins im Quadrat.

Das Ergebnis: Kapital konzentriert sich, sowohl geografisch (in Tech-Hubs wie dem Silicon Valley) als auch gesellschaftlich. Die einzige «ökonomische Grundausstattung», die wir alle bei Geburt erhalten – unsere Arbeitskraft – verliert immer mehr an Wert. Und damit die Möglichkeit, unser Leben selbst zu finanzieren oder Vermögen aufzubauen.

Der rote Retter

Und genau hier kommt das bedingungslose Grundeinkommen ins Spiel. Wenn in Zukunft immer mehr Menschen aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden, braucht es Anpassungen am System. Was lange als sozialistische Utopie galt, hat deshalb im Silicon Valley überraschende neue Anhänger gefunden: Elon Musk, Sam Altman, Mark Zuckerberg – sie alle sprechen sich öffentlich dafür aus, jedem Menschen ein fixes Einkommen zu garantieren, unabhängig von Arbeit oder finanzieller Situation.

Sam Altman, der CEO von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, zeigt sich in «Moore’s Law for Everything», einem Blogbeitrag von 2021, beispielsweise überzeugt, dass es dank Künstlicher Intelligenz schon bald möglich sein wird, in den USA ein bedingungsloses Grundeinkommen zu finanzieren. Er schreibt: «In einem Jahrzehnt würden alle 250 Millionen erwachsenen Personen in Amerika jedes Jahr ungefähr USD 13'500 erhalten.»

Das plötzliche soziale Engagement der Silicon-Valley-Bosse folgt aber – wenig überraschend – auch (und vor allem) einer kapitalistischen Logik: Wenn immer mehr Menschen arbeitslos werden, stellt sich irgendwann die Frage: Wer soll die ganzen Teslas kaufen?

Denn in einer funktionierenden Marktwirtschaft braucht es nicht nur Produzenten, sondern vor allem Käufer. Wenn Maschinen arbeiten und Algorithmen Entscheidungen treffen, bleibt für den Mensch nur noch eine Rolle: jene des Konsumenten.

Damit aber weiter konsumiert werden kann, braucht es Einkommen – selbst wenn dieses nicht mehr aus Arbeit stammt. Das bedingungslose Grundeinkommen ist in der Logik von Musk & Co. nicht das Ende des Kapitalismus – sondern seine Rettung.

Die Rechnung bitte!

Die Frage, die sich dabei nicht nur am Stammtisch aufdrängt: UND WER SOLL DAS BITTE ALLES BEZAHLEN??????

Im Silicon Valley hat man darauf eine einfache Antwort gefunden: der Staat. In der Vision von Musk & Co. soll er das Grundeinkommen finanzieren – wie genau, bleibt oft vage. Eine mögliche Umsetzung: Der Staat baut einen kollektiven Kapitalstock auf. Jeder Mensch erhält zur Geburt eine Art «Startkapital» – als neue ökonomische Grundausstattung anstelle der eigenen Arbeitskraft.

Eine solche Lösung könnte beispielsweise aussehen wie in Norwegen, wo ein Staatsfonds aus den nationalen Ölreserven finanziert wird. Das funktioniert allerdings nur, wenn ein Land – wie im Fall von Norwegen – über grosse natürliche Ressourcen oder riesige Kapitalreserven verfügt. Für die meisten Länder bleibt das Finanzierungsproblem also ungelöst.

Eine andere Variante, die den meisten im Silicon Valley weniger schmeckt: Unternehmen verpflichten. Sie könnten gezwungen werden, einen Teil ihrer Wertschöpfung in einen gesellschaftlichen Fonds einzuzahlen – ein Solidaritätsbeitrag der Konzerne. Aber nach welcher Logik soll dieser erhoben werden? Und wie verhindert man Missbrauch und Umgehungen? Am Ende bleibt bei der Finanzierungsfrage bisher nicht nur die Frage nach dem «Wer», sondern auch die Frage nach dem «Wie» offen.

All diese Überlegungen lassen sich auf eine Frage zurückführen, die lange in den Bereich der Science-Fiction gehörte: Was passiert, wenn Kapital Arbeit komplett ersetzt? Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang von der sogenannten Singularität – dem Punkt, an dem Künstliche Intelligenz die menschliche übertrifft und sich selbständig weiterentwickelt. Die Produktivität und der globale Wohlstand sind dann schier grenzenlos. Der Verteilungskonflikt aber ebenso – wer bei Geburt kein Kapital besitzt, hat verloren, wenn Arbeit wertlos wird.

Die Ironie an dieser Logik: Die freie Marktwirtschaft könnte am Ende ausgerechnet jenen Sozialstaat notwendig machen, den viele ihrer Protagonisten so lange abgelehnt haben. Kapitalismus mündet in Sozialismus – nicht aus Ideologie, sondern aus systemischer Notwendigkeit.

Was das für deine Geldanlage bedeutet

Zugegeben: ein eher philosophisches Gedankenspiel. Ob dieses Szenario Realität wird – inklusive staatlichem Kapitalstock und bedingungslosem Grundeinkommen – steht in den Sternen. Aber die Überlegungen folgen einer realen ökonomischen Logik: Wenn die Produktivität von Kapital in Zukunft im Vergleich zu jener von menschlicher Arbeit deutlich steigt, wird Kapitalbesitz zur entscheidenden Ressource – und Investieren zur ökonomischen Notwendigkeit. Wenn Maschinen und Algorithmen die Arbeit übernehmen, verlagert sich der Wohlstand dorthin, wo Kapital wirkt – nicht wo Menschen arbeiten.

Infografik - US-Aktienmarktentwicklung

Das könnte auch die aussergewöhnliche Profitabilität der Kapitalmärkte in den letzten Jahren erklären: Während US-Aktien von 1948 bis 1975 noch eine durchschnittliche jährliche Rendite von 9.5 Prozent boten, erhöhte sich dieser Wert ab 1975 bis heute auf 12.5 Prozent. Seit 2010 konnte man mit US-Aktien im Idealfall sogar 13.8 Prozent pro Jahr verdienen. Allein in den letzten fünf Jahren legte der weltweite Aktienmarkt um über fünfzig, der Schweizer Aktienmarkt um fast dreissig Prozent zu.

Viele Ökonomen haben deshalb wiederholt darauf hingewiesen, dass aus historischer Perspektive seit längerem eine Korrektur an den Aktienmärkten zu erwarten wäre. Doch die technologische Entwicklung hat die Spielregeln womöglich verändert: Die Kapitalproduktivität steigt – und mit ihr die Rendite auf Kapitalanlagen wie Aktien.

Das bedeutet nicht, dass am Markt plötzlich aus dem Nichts Geld geschaffen wird. Die zusätzlichen Renditen könnten die Kehrseite der Abwertung menschlicher Arbeit sein – es handelt sich letztlich um eine Umverteilung. Die wachsende Lücke zwischen Kapital und Arbeit zeigt sich also nicht nur gesellschaftlich – sondern auch an den Renditen.

Und was bedeutet das alles für dich? Ganz einfach: Je früher du einen Kapitalstock aufbaust, desto besser. Nicht nur, weil du dich damit gegen mögliche wirtschaftliche Umbrüche absicherst. Sondern weil der berühmte Zinseszinseffekt vor allem eines braucht: Zeit. Und die läuft durch die technologische Entwicklung in Zukunft womöglich immer schneller.

Mit den rasanten Fortschritten bei der Künstlichen Intelligenz stehen wir an einem strategisch entscheidenden Punkt. Ob das bedingungslose Grundeinkommen kommt oder nicht – die Richtung ist klar: Die Digitalisierung schreitet voran und Kapital wird mächtiger. Wer früh dabei ist, profitiert. Womöglich noch stärker als bisher.

Und genau dabei möchten wir dir helfen: Kaspar& ist die einfachste und schnellste Möglichkeit, langfristig und breit diversifiziert zu investieren und deinen eigenen Kapitalstock aufzubauen. Damit du später weder auf Onkel Hubertus noch auf Papa Staat angewiesen bist!

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